Können wir durch Aufforstung das Klima retten?

Name: Martin Claußen
Institut: Max-Planck-Institut für Meteorologie, Meteorologisches Institut der Universität Hamburg, KlimaCampus
Tag: 22. September 2010
Zeit: ab 18:30 Uhr
Vortragsraum
: Hörsaal X

Verschiedene  Konzepte, den Klimawandel zu „bekämpfen“, werden öffentlich diskutiert. Neben der Möglichkeit die Emission von Treibhausgasen zu beschränken, werden Maßnahmen zur „Symptomunterdrückung“ vorgeschlagen: Spiegel im Weltraum oder Staub in der Stratosphäre sollen das Klimasystem kühlen, massive Aufforstung soll das CO2 aus der Atmosphäre holen. Bereits jetzt kann man „klimaneutral“ Auto fahren, wenn man nur genug Bäume pflanzt. Doch lässt sich die Welt durch Aufforstung retten?

Bereits 1845 schrieb Alexander von Humboldt im ersten Band des Kosmos: „Das Wort Klima … bezeichnet eine spezifische Eigenschaft der Atmosphäre; aber diese Eigenschaft ist abhängig von dem perpetuirlichen Zusammenwirken … mit der wärmestrahlenden trockenen Erde, die mannigfaltig gegliedert … mit Wald und Kräutern bedeckt ist.“ Mit Hilfe komplexer Klimasystemmodelle sind wir heute in der Lage, das Zusammenwirken der Klimasystemkomponenten zu beschreiben und der Größenordnung der Effekte abzuschätzen. Dabei stellt sich heraus, dass die grundlegenden Prozesse nur zum Teil verstanden sind und dass verschiedene Modelle zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Insbesondere geht es um das Wechselspiel zwischen biogeophysikalischen Prozessen, welche die bodennahen Energieflüsse bestimmen, und biogeochemischen Prozessen, welche die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre beeinflussen. Experimente mit verschiedenen Klimasystemmodellen legen den Schluss nahe, dass als Ergebnis dieses Wechselspiels boreale Wälder das Klima wärmen und tropische Wälder kühlen müssten.

Um die eingangs gestellte provozierend plakative Frage zu diskutieren, wird der Einfluss der anthropogenen Änderung der Landoberfläche auf das Klima der vergangenen etwa 1000 Jahre analysiert. Die Modellrechnungen zeigen, dass der Mensch den globalen Kohlenstoffkreislauf bereits im ausgehenden Mittelalter signifikant geändert haben müsste. Eine globale Erwärmung durch anthropogene Landoberflächenänderungen zeigt sich in den Modellen aber erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Ob nun im Umkehrschluss ein Ende der Entwaldung und Aufforstung von aufgelassenen Ackerflächen zu einer globalen Abkühlung beitragen könnte, bleibt umstritten. Zu guter letzt werden drastische Vorschläge wie zum Beispiel das vollständige Begrünen der Sahara kritisch beleuchtet.